Hannover, Neues Rathaus
Alles hat seine Zeit
und jegliches Vornehmen
unter dem Himmel seine Stunde.
Geborenwerden hat seine Zeit
und Sterben hat seine Zeit,
Pflanzen hat seine Zeit
und Gepflanztes ausreißen
hat seine Zeit,
Töten hat seine Zeit und Heilen
hat seine Zeit,
Zerstören hat seine Zeit und Bauen hat sein Zeit,
Weinen hat seine Zeit und Lachen
hat seine Zeit,
Klagen hat seine Zeit und Tanzen
hat seine Zeit,
Steine schleudern hat seine Zeit
und Steine sammeln hat seine Zeit,
Umarmen hat seine Zeit
und sich der Umarmung enthalten
hat auch seine Zeit,
Suchen hat seine Zeit und Verlieren hat seine Zeit,
Aufbewahren hat seine Zeit
und Wegwerfen hat seine Zeit,
Zerreißen hat seine Zeit und Flicken hat seine Zeit,
Schweigen hat seine Zeit und Reden hat seine Zeit,
Lieben hat seine Zeit und Hassen
hat seine Zeit,
Krieg hat seine Zeit und Frieden
hat seine Zeit.
Prediger 3, 1-11
Hannover nach Laatzen-Grasdorf
16 km
20.9.16
Ein Jahr ist nun vergangen und ich mache mich wieder auf, setze meinen Pilgerweg fort. Freunde von mir gehen ebenfalls den Weg, sind mir immer etwas voraus und können mir so von ihren Erfahrungen berichten, was für mich mitunter ein Vorteil ist. Auch hatte ich die Idee es ihnen nachzumachen und mal länger unterwegs zu sein, drei Wochen sollen es diesmal sein, ich bin gespannt wie das werden wird.
An einem schönen sonnigen und warmen Septembermorgen bin ich mit der Bahn zu meinem Endpunkt des letzten Jahres gefahren, nach Hannover, und stieg bei tollem Wetter aus dem Zug. Da stehe ich nun vor dem Bahnhof und kann es gar nicht so richtig fassen, dass ich nun weitergehen werde.
Erst mal heißt es die Marktkirche aufsuchen und mir meinen Anfangsstempel holen und mich zum Gebet hinsetzen. Auch ein Schnack mit der Empfangsfrau blieb nicht aus. Frohgemut ging ich Richtung neues Rathaus, welches gar nicht so neu aussieht. Ich habe mir ja vorgenommen und sollte es auch auf meinen Pilgertouren beibehalten, dass ich das Wandern durch stressige Großstädte, Gewerbegebiete und ähnliches vermeiden möchte, was ich ja auch letztes Jahr mit Hannover machte. Nach der ganzen Ruhe war der Großstadtlärm fürchterlich und so nahm ich ja ein Taxi zur Kirche.
Heute jedoch werde ich aus Hannover rauslaufen, da der Weg ein schöner ist, den ganzen Maschsee entlang, also viel Stadt gibt es nicht mehr. Weit sollte es heute nicht gehen, ich werde in Grasdorf in der Gemeinde unterkommen. Recht naiv habe ich mich an die Planung der Tour gemacht, hatte gedacht, wer interessiert sich schon groß für die Landwirtschaftsmesse? Da kann ich nur lachen, so ziemlich jeder und es war keine Unterkunft zu finden und wenn es eine gab, wie in einem Hostel, dann durfte man horrende Preise bezahlen. So habe ich die Gemeinde angeschrieben, die mir dann auch ihr okay gab. So konnte ich in der Kinderkrippe auf dem Sofa schlafen. Das ist doch mal speziell.
Am schönen Maschsee mit Rückblick aufs Neue Rathaus
Aber zuvor bin ich ja wie gesagt den Maschsee runter gelaufen bis an sein Ende, dann ging es weiter an der schönen Leine und den Leinewiesen entlang. Es war angenehm warm, schönes T-Shirt-Wanderwetter inklusive Pause machen auf der Wiese mit Picknick und sonnen. Noch bin ich nicht ganz im Pilgerrythmus, das braucht immer ein wenig. Ich habe einen stressigen Jobwechsel hinter mir, bin total ausgelaugt und sehne mich wahnsinnig nach Freiheit, Alleinsein, nicht fremdbestimmt sein, ich sein. Das Wetter tut seines dazu, der Wind ist lau, die Vögel singen, als ob Frühling wäre.
In den schönen Leinewiesen
Aus der Erfahrung des letztjährigen Pilgerns bin ich was Regen betrifft gut ausgerüstet. Dass mir das Wasser in die Schuhe läuft, das soll mir nicht noch einmal passieren. Nach dem Pilgern ist vor dem Pilgern und so sollte nach jeder Tour ein Neues dazukommen, neue Erfahrungen, Änderung der Ausrüstung und ähnliches. Man sollte denken, dass man irgendwann alles im Griff hat, aber es fallen einen immer wieder neue Sachen ein, die man entweder weglassen oder brauchen könnte. Für dieses Mal kam noch ein Schlafsack und eine Matte dazu. Den Schlafsack sollte ich dann aber auch wieder austauschen und mir einen anderen holen. Nun denn.
Ich verbrachte also meine Nacht im Kinderzimmer mit Janoschbildern an den Wänden und Verkehrsteppich auf dem Boden. Das gute an Gemeinderäumen ist, es gibt immer eine kleine Küche mit Kaffeemaschine und Geschirr, negativ ist, dass es keine Dusche gibt und wie hier mitunter kein heißes Wasser. Nun, es gibt schlimmeres.
Die süße Kirche von Grasdorf mit goldener Jakobsmuschel an der Kirchenmauer
Laatzen-Grasdorf nach Hasede
21 km
21.9.16
Eine lange Tour steht mir bevor, die Messe lässt nichts anderes zu, es ist alles ausgebucht. Aber auch in Hasede hatte ich das Glück und durfte in hiesiger Gemeinde übernachten. Ich bedanke mich bei allen evangelischen Gemeinden, die mir die Möglichkeit unproblematisch gegeben haben, als Pilger bei ihnen zu nächtigen. Es stellte sich später auch heraus, dass die katholischen Gemeinden sich da wesentlich schwerer taten. Nun mit viel reden ist es nicht getan, letztendlich geht es um die Taten, sage ich jetzt mal. Ich sollte in einigen evangelischen Gemeinden unterkommen, aber nur in zwei katholischen.
Wegweiser an den Leinewiesen und Brücke über die Leine bei Grasdorf
Einsam ging es bei Sonnenschein durchs Koldinger Seengebiet, über Sarstedt, immer an der Leine entlang nach Hasede. Dort nächtige ich in einem großen Gemeinderaum.
Koldinger Seengebiet mit verblühter Karde
Ich bastelte mir aus Tischen eine kleine Höhlenecke, wo ich meine Isomatte hinlegte und eine kleine Ecke zum Frühstücken für den nächsten Tag. Hier gab es zumindest heißes Wasser und für den Abend eine Kerze, schön. Aber ich gebe zu, ich freue mich morgen in einem richtigen Bett schlafen zu können, im Kloster Marienrode. Nach einem für mich alleine getanzten Wiener Walzer in dem großen Gemeinderaum ging ich dann in meine Koje auf dem Boden und schlief ein.
Hasede über Hildesheim
nach Kloster Marienrode
16 km
22.9.16
Und die Sonne lacht. Mensch, das ist klasse. Wenn ich an letztes Jahr denke, das ist doch mal ein enormer Unterschied. Und die Sonne sollte mir tatsächlich noch eine Weile hold bleiben. Ich kramte meine Schlafsachen zusammen, trank meinen Kaffee (habe immer ein bisschen eigenen Kaffee und ein paar Teebeutel dabei) und machte mich dann auf den Weg Richtung Hildesheim, die Stadt der Rosen, meine erste Stadt nach Hannover.
Die Leine habe ich nun hinter mir gelassen und ging meinen Weg weiter an der Innerste entlang nach Hildesheim, kam direkt an der St Michaelis Kirche an, die ich erst mal besuchte und die sehr beeindruckend ist.
St.Michaelis von unten und von oben von der St. Andreaskirche aus (mit 114 m der höchste Kirchturm Niedersachsens)
Wenig später fand ich mich in der Altstadt draußen in einem Café sitzend wieder und genoss ein wenig das Gewusel der Menschen. Auf den Dom freute ich mich besonders, da wir einst bei Exerzitien mit Bildern aus dem Dom, vom Taufbecken, arbeiteten. Ich freute mich nun also dieses Taufbecken in natura zu sehen. Der Dom ist fast 1200 Jahre alt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Innenhof befindet sich der 1000-jährige Rosenstock, das Wahrzeichen Hildesheims. Zu dieser Jahreszeit gibt es keine Rosen, sondern Hagebutten, auch schön.
Der Dom zu Hildesheim mit dem tollen Taufbecken und dem 1000-Jährigen Rosenstock im Innenhof
Den Weg aus der quirligen Innenstadt den Berg hoch nahm ich wieder einen Bus. Ich setzte meinen Weg auf dem Panoramaweg fort, es wird bergig, die Harzausläufer machen sich bemerkbar. Ein Schild sagt mir, dass es noch 2885 km nach Santiago sind, puh, noch eine Menge. Nun, ob ich da jemals ankommen werde, wer weiß das schon? Der Weg ist das Ziel und so Gott will lande ich irgendwann mal in Santiago.
Heute ist mein Endziel aber das Kloster Marienrode, ein Benediktinerinnenkloster mit einem kleinen Zimmer für mich und Abendbrot von den Nonnen bereitet. Das ist nach dem Bodenschlafen wunderbar.
Ich bin der einzige Gast, gehe abends noch in die Messe, genieße den Nonnengesang und whatsappe abends lange mit einem Freund über das Leben und die Veränderungen in der Lebensmitte.
Kloster Marienrode
nach Wernershöhe, bzw. Sack
19 km
23.9.16
Nach einer wunderbaren Nacht gab es ein schönes Frühstück und einen schönen Stempel und so machte ich mich wieder auf den Weg, umrundete den Klostersee und erklomm den ein oder anderen Berg. Mitunter wurde es schon heftig und ich kam ordentlich aus der Puste. So mit dem Rucksack die Berge hochlaufen, das hat es schon in sich. Durchgeschwitzt komme ich an der Jagdhütte an und packe mich erst mal hin, Pause, ausruhen, Klamottenwechsel und einfach Sonne genießen. Vereinzelte Wiesenblumen blühen noch am Wegesrand. Ich habe meine Vorliebe für Wiesenblumen entdeckt, kann immer mehr erkennen und benennen, das macht Spaß. So sehe ich also den Rotklee, die Wegwarte, die Witwenblume und ein vereinzeltes Johanniskraut wuchs auch noch am Wegesrand. Viele Beeren sind reif und es gibt natürlich wieder Obst, der Vorteil wenn man im Herbst wandert, man kann sich vom Obst ernähren, welches an den Bäumen am Wegesrand wächst: vorzugsweise Äpfel, aber auch die ein oder andere Pflaume ist mit dabei.
Rotklee, Wegwarte, Witwenblume, Johanniskraut
Die Felder sind abgeerntet und es zeigen sich die vielen weißen Steine darauf, die so typisch für den Harz, bzw. das Harzer Vorland sind. Heute sollte ich in der Kulturherberge Wernershöhe unterkommen. Eigentlich haben sie keinen Platz, aber ich könnte mich irgendwo mit meiner Matte hinlegen. Ich betete, dass es nicht Kleinkindgruppen sein mögen, die sich hier aufhalten, hörte aber schon beim näherkommen das Kindergeschrei. Das hatte ich nun gar nicht drauf und entschied mich kurzerhand für eine Änderung des Planes. Ich rief ein Taxi und fuhr nach Sack, hatte dort eine kleine Ferienwohnung und es war schön ruhig. Die Taxifahrerin war sehr gesprächig und so vereinbarten wir, dass sie mich am nächsten Tag wieder abholt und mich wieder nach Wernershöhe bringt, damit ich meinen Weg fortsetzen kann. Manchmal ist es gut seine Pläne zu ändern. Ich hatte eine wunderbare ruhige Nacht :-)
Wernershöhe nach Winzenburg
15 km
24.9.16
Über den Bergen liegt der Morgennebel. Es sieht wunderbar aus und es ist ruhig und einsam. Ich setze meinen Weg über die Steinfelder fort, ein lauer Wind weht.
In den Sackwald eintretend singe ich: Bunt sind schon die Wälder. Die Blätter fliegen im seichten Wind um meine Ohren und ich merke wie mein Herz leichter wird, wie all der Stress der letzten Zeit nun so langsam verschwindet, mit dem Wind weggeweht wird. Eine enorme Leichtigkeit macht sich breit, ich bin frei, ich kann machen was ich will. Ich kann den Weg gehen, ich kann es sein lassen, ich kann mich hinlegen oder auch nicht, ich kann was essen oder nicht. Ich bin frei. Lebe, liebe, sei glücklich und frei (ist ein Insider) Ich liebe das Pilgern. Die Sonne scheint durch die Baumkronen, das ein oder andere Altweibersommer-Spinnennetz wird sichtbar, der ein oder andere Pilz ist auch vorhanden. Dieses Jahr sind es nicht viele, es war zu trocken. Nun, ich möchte es nicht anders haben, ich brauche keine Sintfluten.
On the road again und Wegweiser hinter Wernershöhe, immer der Nase nach
Nachmittags komme ich in der Gemeinde in Winzenburg an. Auch hier werde ich im Gemeinderaum unterkommen. Der Pastor ist total nett, schenkt mir Kaffee und Waffeln und schließt mir die Kirche auf fürs Gebet. Ich bin glücklich und dankbar. Zum Abendessen gehe ich über die Felder zur Fischerhütte und kann schön noch draußen sitzend hiesige Forelle essen und mit dem Sonnenuntergang wieder zurückkehren in meine heutige Unterkunft. Ein wunderbarer Spruch hängt an der Kirchentafel, den möchte ich nicht vorenthalten:
Wenn wir Gott Raum geben
schlagen Herzen einen anderen Takt,
heilen Trostworte unsere Wunden,
werden unsere blinden Flecken erhellt
und unsere Dunkelheiten erleuchtet
Wenn wir Gott Raum geben
werden unsere Ketten gesprengt,
beginnen die müden Füße zu tanzen,
löst die Zunge sich zum Jubel
und Heilworte durchbrechen die Schallmauer des Lärms
Wenn wir Gott Raum geben
schmelzen Eisberge zu Quellen,
beginnen unsere Wiesen zu blühen,
werden Steine zu Brot
und Frieden ist mehr als eine Vision
Wenn wir Gott Raum geben
erfüllt der Himmel die Erde
In diesem Sinne...
Abends über die Erdfelder von der Fischerhütte zurück nach Winzenburg
Winzenburg nach
Bad Gandersheim
19 km
25.9.16
Es ist Sonntag, kein Mensch weit und breit zu sehen, als ich morgens um 8 Uhr den Ort verlasse. Frühnebel hängt wieder in den Bergen, es macht alles mystisch und besonders.
Ich setze meinen Weg fort, es geht ordentlich bergauf, die Hellberge. Oben angekommen ist mal wieder Klamottenwechsel angesagt, da alles durchgeschwitzt ist. Jeder hat ja so seins, was er unbedingt mitnehmen muss zum wandern, bei mir ist es ein Sarong. Den kann ich einfach für alles nehmen, ob als Rock, Kleid, zum drunter legen, wenn ich mich ausruhe, oder später als Schal. So ein multifunktionales Teil, toll. So liege ich also auf meinem Sarong mit Blick auf den Harz. Wenig später mit Blick auf das Leinetal auf der anderen Seite. Auf der Aussichtsbank sitzend bekomme ich das erste Mal eine What's app von meiner Mutter, mit wunderbaren herzerwärmenden Worten. Mir geht es gut, ich bin frei und habe diese wunderbare Natur um mich herum, die Sonne wärmt auf meiner Haut und es ist immer wieder spannend, wenn ich mich zur Rast hinlege in wie viel verschiedenen Summarten die Insekten um mich herum summen.
Hellberge: Blick zum Leinetal und Hügel kurz vor Clus
An Habichtskraut und Klatschmohn vorbei erreiche ich die Klosterkirche Clus, die ich für ein Gebet besuche, die auch einen kleinen schönen Text für den Beter bereithält. Weiter geht's eine einsame Straße runter zum Kloster Brunshausen. Hier tobt der Bär, für mich gerade sehr ungewohnt, bin ich doch sehr einsam unterwegs momentan. Es ist eine Feier im Gange und nun, es ist Sonntag, die Sonne scheint und alle sitzen draußen im Café, so auch ich mit einem großen Milchkaffee auf einer kleinen Bank etwas abseits. Aber alsbald breche ich auf nach Bad Gandersheim. Es ist einiges los und ich packe mich etwas abseits an der Gande auf eine Bank in die Sonne und schlafe fast ein.
Ich habe ein Zimmer in einer Pension in der Altstadt gleich neben der großen Kirche, die von außen wirklich beeindruckend ist, innen finde ich sie ein bisschen langweilig. Abends gab es noch ne tolle Pizza draußen in der Sonne und für mich eine heiße Dusche mit Haarewaschen, denn es gibt einen Föhn. Ich freue mich total. Ist schon erstaunlich worüber man sich so freut, wenn man unterwegs ist, aber Haare waschen geht nur mit anschließendem Föhn. Total glücklich machen mich auch funktionierende Heizungen, was wiederum, wenn sie nicht funktionieren, mich echt unglücklich machen kann, aber dazu später. Ich bin froh in Bad Gandersheim zu sein und dass morgen Montag ist, denn mir ist mein Schnürsenkel gerissen, was wie man sich vorstellen kann, enorm doof ist. Aber morgen gibt's einen neuen. Ich sollte im Verlauf meiner Wanderungen immer ein Ersatzpaar dabei haben. Ja ja, man macht so seine Erfahrungen.
Bad Gandersheim
nach Eboldshausen
16 km
26.9.16
Nach einem tollen Nutella-Frühstück (auch sowas kann wirklich glücklich machen) und neuen Schnürsenkeln ging's weiter, den Berg hoch, aus der Stadt raus auf die Höhe von Ellierode. Hier gibt es einen wunderbaren Blick zurück auf den Ort und über eine große Wiese mit lila Büschelschön, vereinzelt noch mit Sonnenblumen. Es summt in allen Höhenlagen, ist voll was los im Felde. Es ist ein wenig bedeckt, legt sich aber später wieder.
Ganz viel Büschelschön (Phazelie) mit Sonnenblume und Bienen, Ellierode
Einsam meiner Wege gehend komme ich in Kelefeld an, die Kirche ist offen und ich setze mich hinein zum Gebet. Es ist nicht mehr weit nach Eboldshausen. Hier gibt es eine Gemeinde, die für Pilger das Gemeindehaus zur Verfügung stellt, sogar mit Feldbetten und Decken. Das ist ganz wunderbar. Da ich bisher noch keinen einzigen Pilger gesehen habe, verbringe ich auch diese Nacht alleine und habe das ganze Haus für mich. Die Frau, die mir den Schlüssel gibt ist sehr nett, hatte auch was zu essen eingekauft und machte mich drauf aufmerksam, dass in hiesiger kleinen Jakobskirche eine Jakobsmuschel für mich bereitliegt, die ich gerne mitnehmen kann. Ich bin sehr gerührt. Ich verbringe noch etwas Zeit in untergehender Sonne und einem Kaffee auf der Gemeindewiese.
Mein Haus für die Nacht mit Feldbetten-Pilgerstatt in der Gemeinde in Eboldshausen
Ich mache mich alsbald auf den Weg in die kleine Kirche und verweile eine ganze Weile hier im Gebet und fange dann auch irgendwann an zu singen (Christ ist erstanden). Es schallt so schön. Ich nehme mir eine Jakobsmuschel und gehe zurück, um mir eine heiße Suppe zu kochen. Leider funktioniert die Heizung hier nicht, was nicht schön ist, denn die Nächte sind kalt. Zum Glück habe ich alle Decken für mich und Not macht ja bekanntlich erfinderisch, ich mache einfach in der Küche den Ofen an und die Ofentür auf, somit ist es wenigstens in der Küche schön warm. Und oben auf meinem Feldbett gibt's dann heißen Tee, schön!
St. Jakobus, Eboldshausen
Eboldshausen nach Northeim
11 km
27.9.16
Heute habe ich keinen weiten Weg. Ich habe mir überlegt in Northeim ein bissel Entspannung zu haben und dort in die Sauna zu gehen. Morgens wollte ich kaum unter meinen Decken hervorkommen, denn es ist kalt. Brr!
Aber wie schon gesagt, die Küche kann man sich mit Ofen schön warm machen und so hatte ich ein angenehmes Frühstück, und machte mich dann auf den Weg. Es ging mal wieder den Berg hoch mit schöner Aussicht über das Land, über die Felder und später ein Teilstück an der A7 entlang. Nun, Dualitäten gibt es immer wieder. Wir fahren übern See-singend (warum auch immer dieser Song, der kam mir einfach so) versuchte ich gegen den Lärm der Autos anzusingen. Zum Glück bog der Weg dann im rechten Winkel von der Autobahn ab Richtung Wiebrechtshausen, an einem Karottenfeld vorbei, bio natürlich.
Es lagen einige Karotten rum und so nahm ich mir ein paar mit für das spätere Picknick. Im Kloster Wibrechtshausen holte ich mir einen Stempel. Ehemals war es ein Zisterzienserkloster, heute ist es ein Bio-Hof. Überall stapelten sich die geernteten Kartoffeln in Metallkästen, auch schön. In der alten Kirche jedoch ist es urig und ich zündete zwei Kerzen an. An der Klostermauer entlang über einen Höhenkamm mit blühender Wiese ging es weiter. Zeit für Pause und Karotte essen.
Überall steht die verblühte Karde, nur im südlichen Teil Niedersachsens anzutreffen. Kartoffel, Karotte, Sellerie und Zuckerrübe, die Erntezeit ist in vollem Gange. Die Sonne ist unheimlich warm und ich liege auf der vor sich hin summenden Wiese.
Zeit für den Aufbruch, heute werde ich in der Jugendherberge schlafen. Ich hoffe, dass nicht so viel Getöse da sein wird, was es Gott sei Dank dann auch nicht war. Ich hatte ein Zimmer alleine und am nächsten Morgen ein Hammerfrühstück. Wenn ich mich noch an meine damaligen Jugendherbergs-Zeiten erinnere, dann hat sich das ganz schön gewandelt. Nun der Preis leider auch, aber was soll's.
Ich ging also für drei Stunden in die Sauna und abends noch zum witzig aussehenden Theater der Nacht mit dem Nasen-Haus. Es war so schön warm, dass ich mir draußen noch eine Pina Colada gönnte. Hmm!
Northeim nach Nikolausberg
23 km
29.9.16
Heute war es bedeckt, was aber nicht allzu schlecht war, denn ich habe heute 23 km vor mir und das wäre bei der Wärme, die zurzeit herrscht, sicher anstrengend.
Ich machte mich nach dem tollen Frühstück auf den Weg, mal wieder ein Panoramaweg, raus aus Northeim. In einiger Entfernung versuchte ein Bauer permanent eine Motorsäge in Gang zu bringen, was mich nervte, muss der so ein Lärm machen? Noch hatte ich meine absolute Tiefenentspannung nicht erreicht. Ich kam bei ihm an und wir kamen ist Gespräch. Er erzählte mir wofür er jetzt das Holz braucht was er sägen wollte und dass es doof ist, dass die Säge nicht ansprang und überhaupt wie es als Bauer so ist. Wir standen eine Weile gemeinsam so da und so änderte sich meine Meinung und ich betete beim Weitergehen, dass die Säge endlich anspringen möge und...
... es klappte. Ich winkte ihm von weitem noch zu und ging meiner Wege. Schöne Begegnung.
Es ist angenehm kühl und ich habe einiges an Waldweg vor mir. Leider ist die Wegbeschreibung mäßig und so irre ich ein wenig umher. Ich habe zwar eine Wanderapp, aber trotzdem ist es manchmal nicht einfach. Nach einer Weile komme ich an der Bremkequelle an, eine Trinkwasserquelle, die ich auch gerne annehme, da mir das Wasser ausgegangen ist. Ein kleiner Tisch mit Bank lädt zum Pause machen ein, im Hintergrund das Geplätscher der Quelle.
Es geht ordentlich den Berg hoch (Nikolausberg ist halt ein Berg), ein lauer Wind weht und ich fühle mich unendlich frei. "Tu was du willst" lautet der Inspruch (aus der Unendlichen Geschichte) und ist zu meinem Spruch geworden. Es ist wunderbar!
Doch sehr erschöpft, muss ich sagen, komme ich in der Pension in Nikolausberg an und nehme erst mal eine tolle Dusche, gehe dann noch ins hiesige "Heiligenhäuschen" St. Nikolaus und danach gegenüber zum Essen, habe Hammerhunger! Unten im Tal kann man schon Göttingen sehen. Die Sonne geht unter und unten in der Stadt gehen die Lichter an. Ich habe Gott sei Dank eine Unterkunft in Diemarden bekommen, das liegt hinter Göttingen, denn auf Göttingen hatte ich keine Lust. Da denkt man manchmal, es sollte kein Problem sein irgendwo in der Pampa ein Bett zu bekommen aber die größten "Feinde" der Pilger sind die Handwerker und Monteure, die können alles belegen. Aber ich sollte Glück haben und so konnte ich am nächsten Tag in Diemarden übernachten.
Das "Heiligenhäuschen" St. Nikolaus von Nikolausberg
Nikolausberg über Göttingen
nach Diemarden
14 km
29.9.16
Ich habe noch überlegt, ob ich mit dem Bus nach Göttingen reinfahre, habe es aber Gott sei Dank nicht getan, denn der Weg nach unten ist ein schöner und verläuft in viel Natur und Wald und endet plötzlich am Ortsschild. Unten angekommen ging ich erst mal zur Jakobuskirche und fragte, ob ich meinen Rucksack dalassen könne, damit ich ohne in der Stadt rumlaufen kann. War auch okay und ich konnte sogar auf den Kirchturm der hiesigen Kirche. Was soll ich sagen? St. Jakobus-Erlebniskirche. Der Weg nach oben war schon der Hammer, sehr individuell an diverse Balken mit steilen Treppchen, genau mein Geschmack. Toll. Oben angekommen hat man einen tollen Ausblick über Göttingen und zum Nikolausberg. Es ist windig geworden und der Wind stürmte durch die Dachluken.
Später besuchte ich natürlich noch die Gänseliesel und nicht zu vergessen den Jakobus hinter der Kirche, den man leicht übersehen könnte. Alleine diese Kirche war es wert in Göttingen zu sein. Auch von innen einfach toll.
Ich verabschiedete mich von der netten Frau, schulterte meinen Rucksack und machte mich auf zur Bushaltestelle. Es war unheimlich viel los in der Stadt und so langsam wurde es mir doch zu viel. Ich fand jetzt auch nicht unbedingt, dass ich länger hier bleiben sollte, so viel hatte es nicht zu bieten, außer eben die tolle Jakobuskirche und die Gänseliesel. Die Gänseliesel in Göttingen gilt als meistgeküsste Frau der Welt. Nach altem Brauch muss jeder frisch promovierte Doktor der Göttinger Universität die Brunnenfigur auf dem Marktbrunnen küssen. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt.
Ich fuhr also an den Stadtrand und war heilfroh, dass ich mich so entschieden hatte, da es nur durch Wohngebiete und viel Straßenverkehr ging. Ich setzte am Rande der Stadt meinen Weg fort. Mittlerweile stürmte ein warmer Wind, es war wie am Meer. Ich machte Pause auf einer Wiese in einer Kule und ließ den warmen Wind mich durchlüften. In Diemarden angekommen hatte ich ein Dreibettzimmer für mich und es gab sogar eine Waschmaschine, das ist der Oberhammer aller Oberhämmer! Wäsche waschen war angesagt, mal so richtig und nicht immer nur so Waschbecken-like. Abends bin ich noch bei Sonnenuntergang den Berg hoch und genoss die Wärme und die Aussicht. Das Wetter sollte sich ändern sagte meine App, wird es morgen regnen? Bisher hatte ich ja wirklich Glück gehabt, nicht einen Tropfen Regen. Nun, ich bin gespannt.
Sonnenuntergang in den Hügeln bei Diemarden
Diemarden nach
Hohengandern (Thüringen)
20 km
30.9.16
Juhu, es geht in ein neues Bundesland. Ich bin sehr gespannt. Bisher bin ich ja durch Niedersachsen gelaufen, nun wird es eine Weile durch Thüringen gehen, bis ich dann in Hessen lande, toll.
Morgens sah es in der Ferne düster aus, dunkle Wolken machten sich breit. Ich sollte heute jedoch verschont bleiben vom Regen, wie schön. Nach selbst gemachtem Frühstück verabschiedete ich mich und ging los Richtung Thüringen. Ich habe wieder einen langen Weg vor mir.
Es klarte tatsächlich wieder ein wenig auf, Wolken und Sonne wechseln sich ab. Nach relativ ebenen Weg geht es dann bergauf, den Rohrberg hoch, hier ist die Grenze zu Thüringen, sagt mein Wanderführer, ein Schild gibt es nicht. Thüringen begrüßt mich mit Sonne und tollem Blick über die Berge und mit dem ersten Plattenweg. Aha, der wird mich nun öfters begleiten, denn der Weg geht nun häufig an der innerdeutschen Grenze, den Kolonnenweg entlang. Leider fehlen hie und da auch die Wegweiser, ich hoffe dass das nicht in ganz Thüringen der Fall ist. Ich irre etwas umher, stehe mitten auf einer Autobahn, die ich aber nicht bemerke, da sie Gott sei Dank unterirdisch verläuft. Erst mal Pause machen und schauen wie es weitergehen könnte. Weit und breit kein Wegezeichen und meine App spinnt rum, na toll! Irgendwann komme ich aber doch auf einen Weg, sieht zumindest so aus, ein paar Ziegen schauen mich neugierig an und da ist es endlich wieder, das Muschelzeichen. Ich freue mich sehr und sehe, dass hier auch der Pilgerweg Loccum-Volkenroda längs läuft, spannend.
Es wird windig und kühl, Zeit sich wärmer anzuziehen. Den Berg geht es runter nach Kirchgandern und von dort weiter nach Hohengandern. Ein Jesuskreuz begrüßt mich am Ende des Weges, aha es ist katholisch. Es sollte aber nur für einen kurzen Teil katholisch sein, nämlich dieser kleine Thüringer Zipfel, in dem ich mich gerade befinde, wenig später ist's wieder evangelisch, das sollte sich nun häufiger abwechseln. Ich habe mein Zimmer über dem Swingerclub. Speziell, aber gut. Ich dachte noch, hmm, ist Wochenende, wer weiß wem ich hier begegne, aber es sollten Befürchtungen sein, die sich nicht bewahrheiteten. Ich orderte mir ne schöne Pizza und ein Bier und machte es mir mit TV gemütlich und verbrachte eine gute und auch ruhige :-) Nacht.
Hohengandern nach Asbach
20 km
1.10.16
Heute wieder eine lange Etappe, 20 km und sehr bergig. Allgemein ist es sehr bergig und die Kolonnenwege sollten mir einiges abverlangen. Und zwar so viel, dass ich im späteren Verlauf meiner Tour nichts mehr fürchtete, weder die Rhön, noch die Alb, denn ich habe den Kolonnenweg bewältigt!
Aber erst mal zum Start, es ist grau und kühl. Heute werde ich dem Regen nicht entkommen, das ist mir klar und das sagt mir auch meine Wetterapp ganz klar. Okay, kann man nichts machen, auf in den Kampf. Dass dieser Tag eine enorme Herausforderung für mich werden sollte, wusste ich zum Glück nicht. Der Weg ist gut ausgeschildert und verläuft gemeinsam mit dem Wanderweg Mainzer Rad. Nach einigen gepflückten und gegessenen Pflaumen machte ich mich frohgemut auf den ersten Anstieg zur Burg Hanstein hoch mit der herausragenden Aussicht, die ich leider nicht hatte, denn die Wolken hingen tief und es war grau und neblig.
Der nächste Berg ist der Höheberg mit der Teufelskanzel. Die Ausschilderung ist mäßig und so biege ich falsch ab und befinde mich innerhalb kurzer Zeit mitten im Nebel in einem Gruselwald auf einem von dicken Reifen durchpflügten Forstweg, was wenig Erheiterung bei mir auslöste. Ich ging irgendwann bergan, mitten durch den Wald und sah auf meiner Wanderapp, dass ich völlig vom Weg abgekommen war. Plötzlich stand ich an einem Schild. Junkerkuppe, höchste Erhebung 511 m. Schön, da wollte ich gar nicht hin, aber schön, dass ich die höchste Erhebung mitgenommen habe :) Es fängt an zu regnen und ich lege mein Ganzkörperkondom an, was ich ja nun Gott sei Dank dabei habe. Ich lasse die Muschelzeichen sein und richte mich nach dem Teufelskanzel-Zeichen, denn so komme ich nie an.
Es geht stetig bergauf und so lande ich dann doch nach einigen Irrungen an der Teufelskanzel mit dem herausragenden Blick auf die Werraschleife, nämlich gar keinen. Es ist Nebel! Kann man nichts machen. Aber ich sollte die schöne Werra später noch bei schönem Wetter erleben. Oben ist eine Gaststätte und ich wärmte mich an einem heißen Kaffee auf, brach dann wieder auf und nahm total entschlossen einen schönen, aber falschen Weg nach unten. Okay, dann sind's halt drei Kilometer mehr. Fluchend stapfte ich durch das Pieselwetter nach Wahlhausen um wenig später bei strömenden Regen Unterschlupf unter einem Garagendach zu suchen. Die Rocker, die wenig später aus dem angrenzenden Haus kamen wollten mir sogar noch einen Stuhl anbieten, nett die Thüringer :-)
Wenig später begann der Aufstieg hoch zum Grenzmuseum. Extrem steil ging es den Plattenweg hoch und ich fragte mich immer wieder wie dämlich Menschen sein können. Es wurde beschlossen, hier ist die Grenze, also geht die Wegführung so hoch, wie der Berg eben ist. Ich war mitunter froh über die Löcher im Plattenweg, denn die gaben Halt. Es ging an einem ehemaligen DDR-Zaun entlang, oben auf dem Berg der Wachturm, dazu das graue Wetter, unheimlich, gruselig. Das Wetter passte zum Thema. Ich sollte das ein oder andere Grenzgespräch noch führen. Wie war das Leben in der Sperrzone? Es ist schon ein Hammer, was hier gemacht wurde, furchtbar. Aber erstaunlicherweise fragte mich einer aus der Sperrzone ob ich mich in Berlin (ich komme ehemals aus Westberlin) nicht eingesperrt gefühlt habe? Schon eigenartig. Ich denke: Oh Gott die Armen und die denken: Oh Gott die Arme. Kurios!
Grusel-Szenario den Berg hoch zum Grenzmuseum
Ich kam nach viel Geschnaufe oben am Museum an und machte erst mal Pause und fiel in ein Gespräch mit einem ehemaligen Grenzsoldaten. Schon speziell, aber spannend.
Aber ich musste weiter, landete in Sickensberg mit einer anderen Wandertruppe in einem Bushäuschen, während es aus Kübeln goss. Als es weniger wurde ging ich weiter, unten sah ich schon den kleinen Ort Asbach. Kurz bevor ich ankam goss es nochmal aus Kübeln, nun war es auch egal, bin eh schon nass, auch das Ganzkörperkondom ist irgendwann durch. Aber die Schuhe sind trocken :-) Der Herr der Ferienwohnung teilte mir mit, dass die Heizung nicht geht, da es noch warm ist, das war seine Meinung...
...meine war eine andere, wie man sich vorstellen kann.
Ich stand da triefend und langsam auch frierend und traute meinen Ohren nicht und machte einen Megaaufstand. Es war feuchtkalt in der Bude. Maulig feuerte er den Ofen unten an (es war ein gusseiserner, der Holz brauchte). Langsam wurde es wärmer. Die Dusche war schön heiß und ich machte mich fertig zum Essen gehen. Da gab es einen lauten Knall und ich stand komplett im Nebel, das Wasser schoss aus der Therme neben der Treppe und floss die Treppe runter. Voll Panik rannte ich an ihr vorbei nach unten, knallte noch hin, rappelte mich auf, rüber zum Restaurant und sagte dem Typen, dass die Therme explodiert sei. Er wusste sofort was los ist und ist total genervt rüber gegangen, während ich mir das erste Bier reinkippte um runterzukommen, ich hatte einen halben Herzinfarkt! Er hatte wohl vergessen ein Ventil zu öffnen und der Wasserdruck knallte dann da eine Verbindung auseinander. Er war eine Weile weg, ich hatte bereits mein zweites Bier intus und hatte mich beruhigt, da kam er wieder und meinte es sei jetzt alles in Ordnung. Was für eine Aufregung!
Wie heißt es so schön? Am Ende wird alles gut, ich kam in eine warme und trockene Bude, das Feuer loderte im Ofen und trocknete die Klamotten und ich saß mit einen schönen Tee und schaute einen Film. Hach!
Asbach über Hülfensberg
nach Döringsdorf
21 km
2.10.16
Am nächsten Morgen wollte ich mich aber alsbald verabschieden. Ich fand die Situation mit dem Typen unangenehm und wollte die ganze Chose abschütteln. Ich ging aus Asbach raus, kurz vor dem Ende des Dorfes fing es wieder an zu schütten und ich verbrachte wieder Zeit unter einem Garagendach. Dann konnte es aber endlich losgehen. Nach steilem Anstieg von 300 Höhenmetern auf den Gobert (543m) kam ich auf der Hochebene an und die Sonne kam raus. Wieder ein paar Ziegen hie und da im Frühnebel und ich alleine unterwegs auf unterschiedlichen Plattenwegen mit unterschiedlich vielen Löchern.
Die Sonne war Labsal für meine Seele. Ich freute mich sehr, denn ich hatte einen langen Weg vor mir. Heute durfte ich mich nicht verlaufen. Simone, die Gastgeberin meiner nächsten Unterkunft meinte am Telefon, dass sie häufiger angerufen wurde, weil die Pilger es nicht geschafft haben, denn am Ende des Weges kommt der Hülfensberg, das ist hart. Ich wollte es aber schaffen, das hatte ich mir vorgenommen. Also achtsam sein, nicht verlaufen. Naja...
Am schönen Aussichtspunkt Uhlenkopf gab es nun wirklich eine wunderbare Sicht in den Westen nach Bad Sooden-Allendorf, später Pause auf der Bank mit Aussicht auf Kella mit Käsebrot.
Der Abstieg hatte es auch noch mal in sich und endete an einer kleinen Sperrgebiets-Kapelle, die zu DDR -Zeiten nicht zu betreten war, da eben Sperrgebiet. Sie
wurde zum überdachten Pausenort für die Grenz-Patrouille. In Kella angekommen klingelte ich an einer Haustür und bat um Wasser. Das tat ich öfters mal, da das Wasser
mitunter knapp wurde. Ich wurde immer freundlich empfangen und man gab mir welches. Der Weg hat heute drei heftige Berge, kurz nach Kella ging es wieder hoch. Tja und
dann war's das wieder, komische Wegweisung, verlaufen, irgh! Irgendwann stand ich mitten im Buchenwald, ziemlich unentspannt, weil ich wusste, dass das jetzt gar nicht gut ist. Also bin ich
mitten durch den Wald, dem Punkt auf meiner App folgend, stand dann leider an einer Schlucht, die ich nun wirklich nicht runtergehen konnte (es sei denn als schnelle Kurzstrecke), und irrte
umher. Irgendwann landete ich auf einer Pferdeweide, krabbelte über einen Elektrozaun, der unangenehm am Bein zwackte und hatte den Weg wieder gefunden.
Blick von oben am Gleitschirm-Startplatz mit Aussichtsbank, kurz vorm Abstieg nach Kella
Ich war erschöpft und vor mir der Hülfensberg! Aber ich werde es schaffen!
Nach langer Pause machte ich mich auf den Aufstieg. Ein Schild: "Prozessionsweg" zeigte schon an, was hier Sache ist. Morgen sollte ich
auch so eine Prozession mitmachen können, denn morgen ist der 3. Oktober, Tag der Deutschen Einheit.
Der Hülfensberg, 442 m
Tolle Aussichten hier und da. Nach einer Weile zog es sich zu und ja auch auf dem Hülfensberg habe ich mich verlaufen, die Wegweiser waren nur spärlich vorhanden oder auch gar nicht. Es ist ein Brechmittel! Später erfuhr ich, dass sich hier einige verlaufen. Ich bin also nicht blöd, bekam ich doch langsam Zweifel an mir.
Nun denn, oben am Franziskanerkloster angekommen fiel mir ein, dass ich ja gar nicht hier übernachte, es war nichts mehr frei, da morgen eben Bambule hier ist. Hülfensberg ist ein Wallfahrtsort und man pilgert zum "Gehülfen". Ich musste den Berg also wieder runter und war echt genervt. Mein Genervtsein löste sich dann aber auf, als ich unten bei Simone, der Gastgeberin, und meiner schönen Unterkunft ankam und sie meinte, dass die Prozession ja von hier aus los geht morgen (ich wollte dabei sein und somit bin ich zwei Nächte geblieben). Also alles super. Na und der Regen setzte erst ein, als ich ins Haus trat, toll. Sie hatte für mich eingekauft und ich sollte in der Wohnung auch alleine bleiben, es kam keiner mehr. Wir redeten noch lange über das Leben hier in der Sperrzone und sie erzählte spannende Geschichten. Ich bin gespannt auf morgen, der Bischoff aus Görlitz ist da und wir werden zur Kirche hoch pilgern. Ich habe sowas noch nie gemacht. Toll!
Die schönen Aussichten auf die umliegenden Berge, Prozessionsweg-Wegweiser und die kleine Kirche von Döringsdorf
Ein Tag in Döringsdorf/Hülfensberg
Tag der deutschen Einheit
3.10.16
Man sollte meinen nach diesem anstrengendem Walk gestern sollte ich schlafen wie ein Stein. Leider war es nicht so und so wachte ich doch etwas gerädert auf. Ich freute mich heute einen Tag hier verbringen zu können. Gleich nach dem Frühstück ging ich ins Dorf runter zur Kapelle der Einheit, die 1992/93 errichtet wurde, gleich neben dem Eichsfelder Kreuz. Zur Zeit der DDR war es den im benachbarten Hessen lebenden Eichsfeldern nicht mehr möglich auf den Hülfensberg zu pilgern, denen in der Sperrzone mitunter auch nicht. Das Kreuz wurde 1980 gewisserweise als Protest auf der Westseite errichtet.
Die Kapelle der Einheit ist eine kleine Marienkapelle und das Eichsfelder Kreuz
Das DDR-Regime war not amused und wollte die im Osten lebenden Eichsfelder daran hindern es zu sehen, was teilweise zu kuriosen Begebenheiten führte. Ich wunder mich nur immer wieder wie bekloppt Menschen sein können. Das Leben in der Sperrzone war wirklich kein einfaches, da man ja immer auch im Verdacht stand, dass man fliehen könnte. Da lebte ich doch lieber im eingesperrten West-Berlin. Ich bin wirklich froh, dass die Mauer nicht mehr steht. Ist schon toll, wie viel Freiheit es doch gibt. Als Berlinerin habe ich das Umland, also Brandenburg kennen und lieben gelernt. Aber auch Thüringen gefällt mir gut, bin ja hier noch eine Weile unterwegs.
An der Kapelle war schon ordentlich was los. Von überall her sind die Menschen gekommen um gemeinsam mit dem Görlitzer Bischof den Hülfensberg zum "Gehülfen" singend und betend hochzulaufen. Leider fing es wieder an zu regnen, somit wurde es ein buntes Regenschirm-Heer. Oben angekommen gingen wir feierlich in die Kirche, die zum Bersten voll war. Es wurden alle Strophen des Eichsfelder Liedes in enormer Lautstärke gesungen, eine Predigt vom Bischoff und auch von einem der Franziskaner, von dem ich mir dann später auch den Stempel holte. Viele Kerzen wurden unter dem Gehülfen angezündet und es wurde gebetet. Es ist schon der Hammer, aber wenn man vor dem Gehülfen steht, hat man das Gefühl, dass er einem genau in die Augen, in die Seele schaut.
Pilgernd von der Kapelle nach Döringsdorf und dann den Berg hoch und der Gehülfe
Die Klosterkirche mit ihrer heiligen Pforte
Später gab es klassische Thüringer Rostbratwurst, Kaffee und Kuchen, alles im Schutz der Franziskanergrotte, da es mittlerweile aus Kübeln goss. Ich als Vegetarier bin wahrlich schlecht aufgehoben in Thüringen. Der Hunger trieb es rein und ich aß nach sage und schreibe 15 Jahren meine erste Wurst. Die war so Hammer lecker gewürzt, ich war sehr überrascht und so sollte es später, ebenfalls im Regen, noch eine zweite werden, dann aber in Eisenach.
Ich traf eine Pilgerin, meine erste überhaupt, die aber einen anderen Weg lief und den nur drei Tage. Aber es war ganz wunderbar nach der langen Zeit mal jemanden zum quatschen zu haben. Nach dem großen Wunsch der Einsamkeit und Unabhängigkeit sehnte ich mich doch mittlerweile nach Gesellschaft. Ich fand es spannend, dass ein Gefühl von Einsamsein von mir Besitz ergriff, was ich so vorher noch nicht kannte. Nun, wir gingen später gemeinsam den Berg runter, ich bog dann nach Döringsdorf ab und sie nach Wanfried. Da war ich wieder alleine. Die Prozessionsgemeinde hat sich nach und nach aufgelöst, alleine stand ich an der Kapelle der Einheit und betete. Das war ein toller und spannender Tag für mich.
Döringsdorf/Hülfensberg
nach Treffurt
17 km
4.10.16
Und nun ist es wieder soweit. Ich schulter meinen Rucksack, verabschiede mich von Simone, der Gastgeberin meiner Wohnung und machte mich auf den Weg runter zur ehemaligen Grenze, auf den Kolonnenweg. Weiter geht es auf der innerdeutschen Grenze, ab ins Grüne, in die Einsamkeit. Eines der schönsten Momente beim Pilgern ist das Losgehen, finde ich. Ich bin ganz aufgeregt, wenn ich die ersten Schritte mache auf einen mir unbekannten Weg in einen mir unbekannten Ort.
Der Weg ist etwas glitschig, da es ja erstens geregnet hatte gestern und zweitens ja das DDR-Regime der Meinung war den Weg genau so zu gestalten, wie die Grenze eben verläuft und das heißt steil nach oben und steil nach unten. Auch heute übertrifft der Weg mit seinen Steilheiten alles was ich bisher hatte. Aber die Sonne kommt raus und das Wandern in der Einsamkeit ist wunderbar.
Steil, sehr steil! geht's hoch zum Plesseturm
Ein Schild teilt mir mit, dass ich mich auf dem Grünen Band befinde und hier einmalige Natur wächst, der Vorteil, wenn Menschen dieses Gebiet nicht betreten dürfen, damals im Niemandsland. Geradeaus geht es, neben mir die Sperrzonen-Wiese und die Sonne wärmt angenehm.
Es geht steil zu einer Landstraße bergab und genauso steil hoch. Mitten im "Steil" mache ich Pause, bin einfach k.o., nichts geht mehr. Frohgemut und gestärkt geht es später steil weiter. Oben angekommen werde ich mit einem tollen Blick belohnt und einer großen Horde kreisender und sich unterhaltender Kraniche. Der Ruf der Kraniche hat irgendwie immer was wehmütiges. Sie ziehen in den Süden, der Winter ist nicht mehr weit. Mit Tränen in den Augen vor Rührung schaue ich ihnen nach.
Oben auf dem Plateau angekommen mit vielen Kranichen
Nach einem weiteren Aufstieg stehe ich durchgeschwitzt mittlerweile im T-Shirt (und das im Oktober!) an der Burg Normannstein oberhalb von Treffurt und freue mich total auf einen heißen Kaffee. Pech gehabt, heute zu. Kann man nichts machen. Erinnert mich irgendwie an Brandenburg, da ist auch immer alles zu. Nach dem Motto: "Pack dir was zu essen ein, wir fahr'n nach Brandenburg" :-) Ich mache mich an den Abstieg, Treffurt liegt wunderbar im Tal eingebettet an der Werra, sieht toll aus von oben.
Treffurt von oben und die Burg Normannstein mit dem leider geschlossenen Café
An meiner Unterkunft angekommen (die ich vorgebucht hatte) sagte mir der Gastgeber, dass ich einen Tag zu früh dran wäre. Oh oh, da habe ich mich irgendwie bei der Planung verrechnet. Bei nun einen eingens gemachten Kaffee sitze ich in der Hochzeitssuite (die war noch frei, toll) und überlege wie es weitergeht, da ich ja einige Vorbuchungen gemacht habe, die ich ja nun stornieren müsste. Eigentlich wollte ich nicht nach Eisenach gehen, sondern geradeaus daran vorbei, aber so entschied ich es doch zu tun, was sich später als Segen herausstellte, sollte also alles so sein.
Die Wohnung hat einen Ofen, da kommt ne dicke Pizza rein, ja! Lecker!
Ich verbrachte noch entspannt vor dem Fernseher und schaute Krabat, toller Film.
Treffurt nach Creuzburg
19 km
5.10.16
Frisch ist es am Morgen als ich über die Werrabrücke ging, 4 Grad. Der Herbst ist nun voll im Gange und es ist auch bedeckt. Mit Mütze und
Jacke geht es den Berg hoch und dann den Lutherweg entlang. Aha, Eisenach und Wartburg sind nicht mehr so weit. Nach
ein paar Irrungen, da die Beschilderung teilweise wieder nicht optimal war, kam ich auf der Höhe "Wisch" an. Die Sonne krachte wieder vom Himmel und somit kann Mütze und
Jacke abgelegt werden. Da kommen sie wieder, eine riesige Horde Kraniche, die direkt über mich rüber fliegt und ordentlich Getöse von sich gibt. Einfach nur toll! Und wenn ich ganz genau schaue,
kann ich weit hinten schon den Berg mit der Wartburg sehen.
Es zwickt und zwackt an meinem Fuß, Mist ich habe mir nun doch eine Blase gelaufen. Die steilen Kolonnenwege zollten nun ihren Tribut, ist für die Füße eine Herausforderung. Nun denn, in Creuzburg wird es ja wohl eine Apotheke geben, da brauche ich noch mal Blasenpflaster. Es geht den Berg runter in die kleine Stadt Creuzburg, ebenfalls an der Werra gelegen.
Die Creuzburg oben auf dem Berg.
Die Creuzburg ist die Schwesterburg der Wartburg und steht ebenfalls oben auf einem Berg, ist nur kleiner. Ich gehe erst mal in die Kirche. Ich weiß nicht was da passierte, aber ich trat dort ein und fühlte ein enormes Gefühl von Leichtigkeit, ich schwebte regelrecht in die Kirche, setzte mich hin und fühlte mich schwebend, ein wundervolles Gefühl. Wenig später besuchte ich noch die tolle, alte Werrabrücke. Die Werra schlängelt sich hier durch die Felsen. Die Apothekerin gab mir den genialen Tipp meine Füße vor dem Wandern mit Vaseline einzuschmieren, dann gibt es nicht diese starke Reibung an der Haut. Seither mache ich das und habe mir bisher keine Blase mehr gelaufen. Auch der Strumpfwechsel beim Wandern ist wichtig und natürlich lüften und Pause machen. Man lernt immer was dazu.
Die schöne Werra mit der schönen Werrabrücke inklusive Liboriuskapelle
Ich ging sogleich zu meiner Unterkunft, die leider kalt war, die Heizung ging nicht. Oh Gott, was tun? Nach einigem Telefonieren mit dem Besitzer, der erst nicht vor Ort war, dann aber vorbeikam, haben sie die Heizung in Gang gebracht. Mittlerweile werden die Nächte doch kalt und da geht das gar nicht. Frohgemut stieg ich dann zur Burg hinauf um in hiesigem Restaurant mit toller Aussicht zu essen und mir einen Stempel abzuholen. Hier kreuzt der Elisabethweg, den ich dann ab morgen Richtung Eisenach nehmen werde.
Aussicht vom Burgrestaurant
Die Via Scandinavica findet nun hier ihr Ende.
Creuzburg nach Eisenach
14 km
6.10.16
Es ist grau und kalt, die Blase am Fuß tut weh, ich bin nicht gut drauf und fühle mich einsam. Dass ich tatsächlich überhaupt keinen Pilger treffen werde (außer die kurze Begegnung am Hülfensberg), das habe ich nicht gedacht. Frustriert überquere ich die Werrabrücke und gehe den Elisabethpfad nach Spichra. Ich habe mir Musik angemacht, heitert etwas auf und macht das Wandern leichter, was mir heute sehr schwer fällt. In der kleinen Kirche in Spichra freue ich mich total darüber, dass es einen Stempel direkt in der Kirche gibt, der erste in einer Kirche!
Unter der Autobahn durch geht es nach Hörschel, hier beginnt der Rennsteig. Der Wegweiser mit dem großen "R" sollte mich von nun ab begleiten. Ein Freund von mir nannte mich nun nicht mehr Pilger, ab heute bin ich ein "Rilger" :)
Aha, auch hier kann man einen Stein mitnehmen. Der tolle Wegweiser mit vielen abgetragenen Schuhen und das "R" des Rennsteigs
Tatsächlich kommt mir eine Horde älterer Herren entgegen, die den Rennsteig wandern wollen. Und schon sind sie wieder weg. Ursprünglich wäre ich jetzt auch den Rennsteig geradeaus nach Hütschhof gelaufen, biege nun aber nach Eisenach ab, da ich ja einen Tag zu früh dran bin. Habe überhaupt keine Lust auf Eisenach, mir ist kalt und überhaupt ist alles doof. Ich wollte die Strecke nach Eisenach nicht laufen, da es sich hier um das Gewerbegebiet von Opel handelt, darauf habe ich keine Lust, also heißt es auf den Bus warten, der in 45 Minuten kommt. Zum Glück kann ich mich ins Warme einer Rennsteigunterkunft setzen und warte dort.
Marktplatz von Eisenach
Endlich kommt der Bus, der ist schön warm, und bringt mich nach Eisenach. Meine Unterkunft ist heute das Diakonissenhaus im Zentrum. Ich muss warten, bis ich rein kann, 16 Uhr. Erst mal einen heißen Kaffee, der leider nicht gut schmeckte, Milch war sauer, was soll's. Endlich kann ich rein. In einem Zehnbettzimmer komme ich unter und bin alleine. Oh man.
Ich beschäftige mich immer mehr damit die Tour hier abzubrechen. Das Wetter ist doof, es ist kalt, die Blase am Fuß nervt und ich bin einsam. Ich gehe in die Stadt und schaue mir die beeindruckende St. Georgenkirche an, setzte mich rein und lausche der Bach-Musik im Hintergrund. Eisenach, das sind Luther und Bach. Das Lutherdenkmal wird aufgehübscht, denn im nächsten Jahr wird 500 Jahre Reformation gefeiert und wir sollten tatsächlich einen weiteren Feiertag dazubekommen, das ist doch mal was. Die Wartburg selbst wurde schon renoviert. Alles ist bereit für die große Feier.
Die schöne St. Georgenkirche und die kleinen Eidechsen vom Georgsbrunnen
Aus lauter Frust esse ich eine Thüringer Rostbratwurst von einem kleinen Stand und entscheide mich, weil mir kalt ist, etwas shoppen zu gehen, eine dicke Weste zum drüber packen, Leggings, Handschuhe und einen Regenschirm. Traurig, aber dankbar gehe ich in die St Nikolai Kirche in der Nähe des Diakonissenhauses, zünde zwei Kerzen an und beschließe die Tour abzubrechen. Draußen regnet es.
Ich gehe zurück zu den Diakonissen, komme ins Zimmer und...
Ich stehe in der St. Nikolaikirche vor diesem tollen Erntedank-Bild, mir kommen die Tränen: Seid dankbar in allen Dingen
...andere Pilger!!!
Eine Frau mit Tochter und ein Mann mit drei Jungs. Hammer! Es ist einfach nur wunderbar, ich freue mich total und wir reden über all unsere Erlebnisse. Ich bin so happy, dass ich kurzerhand entscheide meine Pläne zu ändern und weiterzuwandern. Klar wander ich weiter, ich werde es nach Fulda schaffen. Ja! Das Treffen auf die anderen Pilger hat alle Trübsal weggeblasen.
Regen? Egal!
Blase? Egal!
Kalt? Egal!
Eisenach nach Oberellen
14 km
7.10.16
Frohgemut sitzen wir alle gemeinsam am Frühstückstisch. Alle wandern weiter, außer die Mutter mit ihrer Tochter, die beiden brechen heute ab, da sie sich eine fiese Erkältung zugezogen hatten. Aufgrund meiner Blase entscheide ich mich den Bus zur Wartburg zu nehmen und nicht den Berg hochzulaufen. Oben angekommen empfängt mich die Burg in leichten Nebelschwaden und leichtem Gepiesel. Und was haben wir hier: Japaner überall. Die fotografieren wie die Weltmeister. Da frage ich doch einen, ob er ein Foto von mir macht, der wird's ja können. Ist auch toll geworden. Ich mache die Wartburg-Führung mit, die echt klasse ist, ein bisschen Kultur ist auch mal schön, und treffe im obigen Café die Jungs, die den Berg hochgelaufen sind.
Kurze Zeit später wander ich den Berg runter und befinde mich nun bis Vacha auf dem Ökumenischen Pilgerweg, der toll ausgeschildert ist und auch einige Pilgerunterkünfte hat, die gut und günstig sind. Und immer wieder treffe ich auf die Jungs. Am Ende gehen wir gemeinsam des Weges nach Hütschhof, wo ich eigentlich unterkommen wollte. Der Gastgeber meinte aber, dass er die Heizung nicht angemacht hätte und die auch nicht gehen würde, ich müsste ein anderes und wesentlich teureres Zimmer nehmen. Fand ich doof und ließ ihn stehen und ging gemeinsam mit den Jungs weiter nach Oberellen, wo wir in einer Wohnung unterkamen und abends gemeinsam Erbsensuppe aßen.
Die Jungs waren um die 15 Jahre alt, aber nicht irgendwie nervig, sondern sehr wanderbegeistert und auch naturbegeistert, das fand ich toll. Mit dem einen konnte ich meine Begeisterung über Pilze teilen, die dieses Jahr ja eher spärlich vorhanden waren. Ich freute mich über meine warme Weste und die Leggings, die bei sinkenden Temperaturen mir einen tollen Dienst erwiesen.
Die wenigen Pilze, die es gab, sehen aber ganz wunderbar aus.
Oberellen nach Wünschensuhl
5 km
8.10.16
Da ich gestern weiter gelaufen bin, als gedacht, habe ich heute einen kurzen Weg nach Wünschensuhl vor mir. Somit ein entspannter Ruhetag. Ich verabschiede mich morgens von den Jungs und gehe in hiesige Kirche, die an der Empore voll ist mit Erntedank-Präsenten, es ist kurz vor dem Erntedankfest. Nach einem Gebet geht es weiter den Ökumenischen Pilgerweg bis nach Wünschensuhl. Dort wohne ich mal wieder alleine im Pilgerhostel, welches ziemlich speziell und individuell mit Sofas, Ehebett und Liegen ausgestattet ist. Es gibt eine kleine Küche und Heizkörper, die ich erst mal voll aufdrehe. Ein bisschen traurig bin ich schon, dass ich wieder alleine bin. Zum Glück gibt es einige Lektüre übers Pilgern auf dem Tisch, ein Buch zum reinschreiben, ein Bier und Spagetti. So verbringe ich den restlichen Tag mit lesen, schlafen und nichts tun.
Das Pilgerhostel in Wünschensuhl ganz für mich allein.
Wünschensuhl nach Vacha
23 km
9.10.16
Es geht durch die grüne Hölle, so heißt es, 20 km, fast nur Wald. Der Thüringer Wald ist hinter mir gelassen, auch der Rennsteig ist nicht mehr vorhanden, die Rhön wartet auf mich. Ich befinde mich an den Rhönausläufern. Endlich kann es wieder losgehen, ich bin scharf aufs wandern. Blase verpackt, dicke Klamotten angezogen und Rucksack geschultert geht es in den Wald hinein für die nächsten 20 km. So viel Wald, das ist schon der Hammer. Und keine Menschenseele in Sicht. Die Ausschilderung ist gut und so arbeite ich mich so langsam vorwärts durch die "grüne Hölle".
Nach einer Weile bin ich k.o. und suche ein Plätzchen zum ausruhen. Jetzt wo es kälter geworden ist, ist es nicht mehr so einfach, man kann sich nicht mehr einfach auf eine Wiese legen. Somit bete ich für eine Bank und finde auch eine. Das Schild gibt passend dazu den Hinweis: Ruhebank 375,3 m. Toll. Das ermuntert mich zu einer neuen Liedkreation: "Ruhebank in der Rhön, das wäre wirklich schön." Hinsetzen, Brot essen, Socken wechseln, Pause. So langsam kommt die Sonne heraus und scheint durch die Baumwipfel. Na die hatte ich nun auch eine Weile nicht mehr gesehen.
Nach einer langen Zeit ist die "grüne Hölle" vorbei und ich trete aus dem Wald in die strahlende Sonne auf die Wiese. Wow, das ist Hammer! Wald ist schön, aber der freie Blick und die Sonne, das finde ich schöner. Ich packe mich erst mal aus, und lege mich auf einen Picknicktisch zum sonnen. Und wer kommt daher? Die Jungs. Ich freue mich total. Die haben einen Umweg gemacht und woanders übernachtet. Wir werden gemeinsam in Vacha in der Kemenate unterkommen, ich bin echt happy. Gemeinsam gehen wir auch nach Vacha an die schöne Werra runter, über die alte Werrabrücke (Brücke der Einheit) in den Ort hinein.
Hier haben die Bekloppten sich tatsächlich den Oberhammer geleistet und die Grenze genau durch ein Haus an der Werra gezogen, so dass die Bewohnerin nur in einem Teil des Hauses leben konnte. Das ist wirklich die Krönung. Auch hat man teilweise den Lauf der Werra verlegt, damit man das besser überwachen kann. Ein alter Wachturm zeugt davon. Auch ein Stück Mauer ist übrig geblieben. Mir macht das immer ein mulmiges Gefühl. Ich kenne die Mauer ja gut, hatte sie ja tagtäglich in Westberlin vor Augen. Ein Glück ist das vorbei. Es gab auch ein Elektrohaus mit entsprechendem Thema. Ich finde diese Elektrohaus-Malereien ja mitunter toll, so auch dieses hier in Vacha. Der Wachturm dahinter ist dabei weniger geil, aber so war es nun mal.
Aber es gibt auch schönes:
Die Brücke der Einheit über die Werra, gegenüber beginnt Hessen und der Dorfplatz von Vacha
In der alten Kemenate von 1600 ist die Pilgerherberge, eine große Wohnung mit Küche, Bad und Aufenthaltsraum, und ich habe mein eigenes Zimmer. Es gibt ein Stromkontingent sagt uns die Frau. Darüber läuft auch die Heizung, die wir erst mal voll anknallten, da es sehr kalt in den Räumen war. Wir sollten aufpassen, dass das Kontingent nicht aufgebraucht ist. Ich meinte noch, dass ich auch zuzahlen würde, aber Heizung muss sein. Nun was soll ich sagen? Mitten in der Nacht war das Stromkontingent aufgebraucht, die Heizung ging aus und es gab auch kein Licht mehr. Das ist ein Moment, wo Maika sehr ungehalten werden kann. Kalt geht gar nicht!!!
Vacha nach Geisa
23 km
10.10.16
Morgens um 7 rief ich die Frau aus dem Bett, dass sie sofort den Strom wieder anmachen soll. Draußen hatten wir 2 Grad. Irgendwann ging der Strom wieder und wir waren happy und ich saß drinnen auf meinem Bett mit meiner dicken Weste und trank heißen Kaffee.
Einer der Jungs holte Brötchen und wir frühstückten gemeinsam. Die Jungs hatten ihren letzten Tag und wollten nach Bad Hersfeld und dann nach Hause.
Ich verabschiedete mich von ihnen und ging los auf meinem weiten Weg nach Geisa, wieder 23 km. Es war grau und kühl. Aber auch grau, feucht und kühl kann schönes zaubern:
Die Jakobs-Wegweiser des Rhönklubs begleiteten mich von nun an, ich befinde mich nun wieder auf dem Jakobsweg, der Ökumenische Weg endet in Vacha. Durch das kühle Grau arbeite ich mich vorwärts. Das Schöne am Wandern ist, dass man nicht friert, auch wenn es kühl oder kalt ist. Aber irgendwann ist Pause angesagt. Diese kann man dann nicht lange machen, da man sonst auskühlt. Schön, wenn man dann im katholischen Sektor unterwegs ist, denn dann sind die Kirchen offen und man kann dort Pause machen, ist doch wärmer.
Auf dem Weg nach Bremen (ja das gibt es hier auch und nein ich habe mich nicht verlaufen :), treffe ich oben auf dem Berg auf ein Jesuskreuz. Toll, katholisch! "Von allen Seiten umgibst du mich und du hältst deine Hand über mir, dafür danke ich dir." Das ist mein Gebet, welches ich vor jedem Sühnekreuz bete. So auch jetzt. Es geht einen steilen Weg nach unten, ich kann Bremen schon sehen und...
...eine Kirche. Ich gehe in die schöne Barockkirche, die schön geheizt ist. Das ist echt der Hammer, Zeit zum Pause machen und Brötchen essen. An jeder Ecke in Bremen gibt es Sühnekreuze, die müssen sehr katholisch hier sein, schon speziell.
Nach meiner Pause geht es aus Bremen raus einen Berg hoch, der in meinem Wanderführer keine Erwähnung fand, was mich nervte, damit hatte ich nun nicht noch gerechnet. Ziemlich fertig kam ich oben an. Ganz in der Ferne sehe ich Geisa. Im Stechschritt den Berg runter, ich möchte ankommen, bin k.o. Leider befindet sich meine Unterkunft quer durch Geisa durch, über die Ulster rüber und weiter. Endlich bin ich da. Ich habe ein nettes kleines Zimmer mit einer tollen heißen Dusche und den tollsten Fernseher der ganzen Tour. Und einen Föhn! Oberhammer!
Das Essen unten in der Gaststätte ist einfach nur klasse und ich bin glücklich und stolz, dass ich so viele Kilometer mittlerweile schaffe. Cool!
Geisa nach Hünfeld (Hessen)
20 km
11.10.16
0 Grad. Oh oh, der Frost kommt ums Eck. Kein Problem, ich habe ja meine dicken Klamotten und einen ordentlichen Berg vor mir, der mich schon ins Schwitzen bringen wird. In hiesiger Kirche hole ich mir den Stempel ab und mache mich auf den Weg hoch zum Point Alpha. Hier verlief die Grenze, auf der einen Seite die Russen, auf der anderen die Amis. Schauten sich mit bösen Blicken an. Hmm!
Heute eine Gedenkstätte mit einem Grenzmuseum. Auf der einen Seite der Wachturm im Osten, auf der anderen der im Westen. Die Wegweiser werden speziell und sind mit dicker Farbe auf Baumrinden gemalt. Mit viel Phantasie kann man die Muschel auf blauem Grund erkennen. Oben geht es am ehemaligen Grenzzaun entlang. Das Wetter passt mal wieder zum gruseligen Ambiente. Aber es gibt mitten in diesem Grusel auch schönes, Spinnweben mit den Regentropfen des nächtlichen Regens. Wunderschön.
Brr, ganz schön kalt, aber auf dem Weg nach Point Alpha hoch wird's warm :) Da hat sich einer im Malen versucht
Ich laufe weiter den Kolonnenweg am "Mahnmal an die Deutsche Teilung" entlang zum "Haus auf der Grenze" mit den tollen Lügensprüchen damaliger Politiker, wie: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" und: "Wer unsere Grenze nicht respektiert, der bekommt die Kugel zu spüren". Ich sage ja: nur Bekloppte!
Wenig später am Schlagbaum vorbei begrüßt mich Hessen mit grau und Nebel. Hmm, geht so. Ich hoffe Hessen ist katholisch, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Werde ich ja sehen, wenn ich unten in Rasdorf angekommen bin. Auf einer Bank oben auf dem Berg mache ich halt und organisiere die nächste Unterkunft, denn die habe ich noch nicht, da ich nicht wusste wie weit ich kommen werde. Ich werde in Hünfeld im Bonifatiuskloster übernachten, da freue ich mich. Dann rief ich in Fulda an...
...keine Chance, Kongress. Oh oh, das erinnert mich an Hannover. Hatte mit sowas in Fulda nun nicht gerechnet,
aber Fulda wird als Kongressstadt bezeichnet, na toll! Also rief ich kurzerhand in einer Gemeinde (katholisch) an, die mir dann auch zusagte. Das fand ich toll.
Sonst hätte ich in Fulda über 100 Euro zahlen müssen, geht gar nicht, dann wäre ich nach Hause gefahren.
In Rasdorf angekommen, stellte ich glücklicherweise fest, dass es hier katholisch ist. Somit ist die Kirche offen und es gibt einen Stempel für Pilger. Draußen fing es gerade an zu regnen. Gut abgepasst. Weiter geht's. Kurz hinter Haselstein traf ich doch tatsächlich auf einen Wanderer, der mit Zelt und Schlafsack unterwegs war. Ein ganz Kerniger! Dass ich das noch erleben darf. Toll war das. Wir gingen ein Stück gemeinsam und unterhielten uns. Oben auf dem Trockenrasen-Plateau kurz vor Hünfeld verabschiedeten wir uns wieder.
Ich ging in die kleine Stadt runter, am Knast vorbei und wurde wunderbar im Kloster empfangen. Erst mal eine heiße Dusche und einen heißen Tee. Abends noch in
hiesiger Pizzeria eine tolle Pizza und kurz vor dem strömenden Regen wieder im Kloster angekommen. Schön!
Bonifatiuskloster mit Gebetsecke und Klosterkirche, Hünfeld
Morgen ist mein letzter Wandertag. Mal wieder macht sich Wehmut breit. Aber ich merke auch, dass es mit der Kälte auch schwieriger wird, es ist fürs wandern schon
spät im Jahr. Deshalb wohl auch keine Pilger. Hmm, wer weiß. Zum Glück bin ich in katholischer Ecke unterwegs, so kann ich in den Kirchen Pause machen, denn für draußen ist es schon zu kühl, da
kühlt man schnell aus.
Hünfeld nach Fulda
21 km
12.10.16
Nach einen herausragenden Frühstück ging ich noch in die Klosterkirche, zündete Kerzen an und betete, dann machte ich mich auf den Weg. Es war grau, aber trocken. Über die Haune ging es eine Weile an der B27 entlang, was etwas anstrengend war ob der vielen Autos. Ich packte mir einfach Musik auf die Ohren und ging frohgemut Taizélieder-singend an der Bundesstraße entlang bis ich dann in den Wald eintrat Richtung Haunesee. Endlich wieder Ruhe! Hier gibt es wieder den gut ausgeschilderten Rhönklub-Jakobsweg. Leider haben die Rhönfreunde es nicht so drauf mit den Strahlen der Muschel, die ja eigentlich die Richtung anzeigen sollen. Doch plötzlich gibt es ein Muschelzeichen mit Richtungsweisung und mitten im Wald einen kleinen Holzkasten mit einem Pilgerstempel. Die Pilgerhöhle jenseits des Haunesees macht Werbung für sich. Ist bestimmt schön, aber mein Weg führt mich heute nach Fulda.
Der ein oder andere Pilz säumt den Weg und es ist schön hier im nach "Feucht" duftendem Wald. Alsbald komme ich auf eine freie Wiesenfläche und an einer schönen St. Jakobusstehle vorbei. Es ist nicht mehr weit nach Fulda. Der Wind ist kalt, weht um die Ohren. Ich habe mal wieder meinen Stechschritt an mir und komme gut voran. Manchmal laufe ich total langsam durch die Gegend und manchmal geht's richtig flott voran. An einer Bus-Endhaltestelle kurz vorm Petersberg mache ich noch mal Brötchenpause mit Füße lüften. So mache ich mich nun auf den letzten Aufstieg dieser Pilgertour.
In der Kirche St. Peter in Petersberg
In Petersberg oberhalb von Fulda angekommen, öffnet gerade die schöne Kirche St. Peter mit ihrer toll gestalteten Decke. Der Blick reicht über die große Stadt. Eigentlich habe ich gar keine Lust auf Stadt, aber was soll's. Ich nehme auch den Bus runter in die Innenstadt, da der Weg nach Fulda rein doof ist, halt viel Verkehr, Gewerbe und Wohngebiete. Der heiße Kaffee des Bäckers ist wunderbar, als ich auf den Bus wartete, der auch wunderbar warm ist.
Unten angekommen gehe ich zur katholischen Innenstadtpfarrei und melde mich dort. Der Pfarrer ist ein sehr netter und organisiert mir ein Bett bei den Vinzentinerinnen. Ich freue mich, dass ich die letzte Nacht nicht auf den Boden schlafen muss und über die Hilfsbereitschaft der Leute hier. Die Oberin der Vinzentinerinnen schaut mich etwas misstrauisch an, als ich ankam. Nach ein bisschen quatschen, hellte sich aber ihr Gesicht auf und sie brachte mich in mein Zimmer. Ein eigenes kleines und warmes Zimmer mit Bett und heißer Dusche, toll. Abends gab es Abendbrot und Tee, das tat gut. Ich wollte eine Nacht in Fulda bleiben und dann am nächsten Tag nach Hause fahren.
Nun ist meine Tour beendet. Wehmütig, aber auch stolz auf mich schaue ich zurück. Dass ich einfach so drei Wochen durchlaufen würde, das hätte ich nicht gedacht. Und zum Glück bin ich in Eisenach gelandet, denn da habe ich wieder neue Motivation durch die anderen Pilger bekommen. Toll!
Ein Tag in Fulda
13.10.16
Nach dem Frühstück und einem schönen Stempel, der mich einige Überzeugungskraft kostete, da die Schwester ihn nicht rausrücken wollte, ging ich in die Stadt. Erst mal zum Dom St. Salvator, der schon beeindruckend ist. Ich wollte mir eine Kirche für mein Abschlussgebet und Resümee suchen, aber im Dom war mir zu viel los. Aber den schönen Stempel im Museum nebenan holte ich mir. Nach einem netten Gespräch mit den Herren dort ging ich rüber in die Michaelskirche, aber auch hier war nicht der richtige Ort.
Der Innenraum der Michaelskirche mit seinen Säulen
Unten in der Krypta fiel plötzlich das Licht aus. Ich stand da im Stockdustern mit einer Frau, mit der ich dann ins Gespräch kam. Wir haben uns lange im dunkeln
unterhalten. Ich weiß bis heute nicht wie sie aussah. Sie fand meine Pilgererzählung toll und würde sowas auch gerne machen. Ich habe ihr dazu geraten und hoffe, dass sie es tatsächlich dann auch
getan hat, denn es ist eine wundervolle Erfahrung. Es ist meine Passion geworden.